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Haspa Hamburg Marathon

Ein Erlebnis, ein Rückblick


Viel wurde diskutiert und die Enttäuschung war bei mir und vielen anderen Handbikern sehr groß, als bekannt wurde, dass der Haspa Hamburg Marathon dieses Jahr für die Handbiker nur als Halbmarathon stattfindet. 
Halbmarathon, das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, gefühlsmäßig irgendwas dazwischen. Eine Distanz die für Handbiker eher unattraktiv ist. Hinzu kam noch, dass der Halbmarathon zwar im Rahmen des Hamburg Marathons stattfand, aber der Start und das Ziel in einer Nebenstraße, neben dem großen Spektakel war. So kam diesem Wettbewerb leider nicht mehr die Aufmerksamkeit zu, die er verdient hätte und die er die letzten Jahre hatte. Wer am Montag die hiesigen Tageszeitungen aufschlug, fand auch nichts, was auch nur im geringsten auf diese Veranstaltung hinwies. 
Kein Vergleich mit dem letzten Jahr, selbst der NDR zeigte das spannende Handbike-Rennen und es waren ca. 80 Teilnehmer am Start. 
In Zeiten, in denen Inklusion groß geschrieben wird und die Stadt Hamburg eigentlich ein Vorbild ist, wurde hier eine Chance verpasst, dieses Jahr auch wieder großen Sport zu zeigen. Ich hoffe sehr, dass der Veranstalter die Organisation überdenkt und den Handbikern nächstes Jahr wieder die große Bühne mit 42,195km bietet.
Dieses Jahr war das Feld der Teilnehmer sehr übersichtlich. 10 Meldungen gab es für den Halbmarathon. Ich bekam einen Freistart, weil ich durch viel Glück im letzten Jahr auf dem dritten Platz gelandet bin. So dachte ich mir, ich nutze die Chance und versuche gleichzeitig ein bisschen auf die Umstände und die Enttäuschung, nicht Marathon fahren zu dürfen, aufmerksam zu machen. Ich war die einzige Frau am Start, meine Überlegung war erst gar nicht zu fahren, weil klar war, ich fahre nur für mich.
Ich bin gestartet, mit der Aufschrift auf meinem Handbike „Ich will 42,195“, guter Laune und der Gewissheit, keine Gegnerin zu haben. Ein bisschen hatte ich die Hoffnung, den einen oder anderen Mann noch zu knacken, aber es war klar, dass würde sehr schwer werden. 
Zoltán Sipos überholte ich auf den ersten 3km und ich schien auch zeitweise meinen Vorsprung auf ihn auszubauen. Ich genoss die Runde um die Alster und es war herrlich, bestes Wetter, die Straßen nur für mich, wann kann man das schon erleben? Zoltán pirschte sich langsam wieder an mich ran. Ich hatte gar nicht mehr mit ihm gerechnet, aber dann, kurz vor dem Ziel war er da. Ich sah ihn plötzlich in meinem Augenwinkel, versuchte noch zu kontern, aber es war zu spät. Er kam 7 Sekunden vor mir ins Ziel. 
Mit meiner Leistung bin ich zufrieden, klar, man will immer schneller sein, allerdings hatte ich zwischen Kilometer 10 und 15 mit einer Spastik im linken Bein zu kämpfen und das warf mich etwas zurück. So kam ich nach 72 Minuten ins Ziel. 
Zu meiner Überraschung ehrte man mich bei der Siegerehrung - ich war die einzige teilnehmende Frau.

Nächstes Jahr bin ich wieder mit einem Freistart dabei und ich hoffe sehr, dass dann wieder zahlreiche Handbiker nach Hamburg an den Start kommen und sich auch andere Frauen der Herausforderung stellen, wenn es hoffentlich wieder über die volle Distanz geht.